Die Geduldsfrage - Wie lange dauert es, bis dein Tattoo geheilt ist
Tätowieren = Hautverletzung
Wenn du ein Tattoo stechen lässt, dann ist das – aus körperlicher Sicht – mit einer oberflächlichen Schürfwunde zu vergleichen. Die Tätowier-Nadel muss die oberste Hautschicht, die Epidermis, durchstoßen, um die Farbe in die darunterliegende Dermis einlagern zu können. Das ist notwendig, weil die Farbpigmente des Tattoos sonst nur oberflächlich auf der Haut aufgebracht werden würden und sich einfach abwaschen ließen.
Weil deine Haut also quasi “verletzt” wird, reagiert der Körper nach dem Stechen auch entsprechend. Es tritt ein Wundsekret aus der Körperregion aus, das frisch tätowiert wurde. Diese Flüssigkeit soll die Wunde ausspülen und Fremdkörper sowie Bakterien entsorgen. Im Wundsekret sind auch Reste der Farbe zu sehen. Aber du musst dir keine Sorgen machen. Der Großteil der Farbpigmente bleibt in der Dermis erhalten.
Erst ca. 10 bis 18 Stunden nach dem Stechen hört die Wundflüssigkeit auf, aus der Einstichstelle zu laufen. Die tätowierte Haut trocknet aus und es fängt eine Krustenbildung an. Die Kruste soll die Wunde verschließen, um sie vor eindringendem Schmutz und Bakterien zu schützen. In den meisten Fällen ist dieser Vorgang innerhalb von 24 Stunden abgeschlossen. Bei größeren Tattoos kann es aber auch etwas länger dauern, bis die ganze Fläche trocken und mit einer Kruste bedeckt ist.
Die Zeit des Wiederaufbaus
Ist dein frisch gestochenes Tattoo erstmal trocken und versiegelt, gehen die Reparaturmechanismen deines Körpers an die Arbeit. Die erste Phase wird Reepitheliasierung genannt. Die Hautbarriere wird in diesem Schritt wieder geschlossen, indem dein Körper neue Körperzellen aufbaut und in der Epidermis einlagert, bis diese verschlossen ist.
Unter der Epidermis wird aber auch parallel die Dermis wieder erneuert. Auch dafür lagert der Körper neue Zellen in die tiefere Hautschicht ein, um die Einstichstellen aufzufüllen. Der Vorgang dieser Neubildung kann mehrere Tage umfassen. Über dem Tattoo bildet sich ein dünnes Gewebe, das noch vergleichsweise empfindlich ist und rosa schimmert. In der nächsten Zeit lagert der Körper unter diesem Gewebe neues Kollagen und Elastin zwischen den Körperzellen ein, wodurch eine starke, undurchlässige Hautbarriere über dem Tattoo entsteht. Diese Phase wird auch als Remodeling bezeichnet. Sie kann mehrere Wochen oder sogar ein paar Monate andauern. Was die Tattooheilung für eine Dauer hat, hängt von einer Vielzahl von Faktoren in deinem Körper ab. Die Größe und Tiefe deines Tattoos spielen aber auch eine Rolle. Bei einem größeren Tattoo dauert der Wiederaufbau deutlich länger als bei einem kleineren Einstich.
Kann man den Heilungsprozess der Haut unterstützen?
Der erste Schutz, den du nach dem Stechen des Tattoos noch vom Tätowierer bekommst, ist eine dünne Folie direkt über der Einstichstelle. Damit soll zum einen verhindert werden, dass dein Tattoo zu stark nässt. Aber es soll auch dafür sorgen, dass keine Fremdkörper durch die zerstörte Hautbarriere kommen können.
In der folgenden Zeit hilft es, wenn du dein Tattoo mit entsprechender Pflegecreme für Tattoos regelmäßig eincremst. Die Kruste wird dadurch befeuchtet, was nachweislich die Reepitheliasierung beschleunigt. Allerdings solltest du mindestens vier Tage warten, bevor du mit dem Cremen anfängst. Vorher befindet sich dein Körper noch in der Reinigungsphase, was bedeutet, dass dein Tattoo von Zeit zu Zeit noch etwas nachnässen kann. Die Folie musst du in der Zeit nicht zwangsläufig auf dem Tattoo lassen, aber es schadet auch nicht – gerade beim deiner Badezimmerroutine.
Wenn der Körper sich in der Remodeling-Phase befindet, kannst du dein Tattoo auch noch weiter eincremen, um den Wiederaufbau zu unterstützen. Manche Tattoocremes sind mit Wirkstoffen angereichert, die die Bildung und Einlagerung von Kollagen und Elastin fördern. Dadurch wird die Haut über deinem neuen Tattoo später schön glatt und geschmeidig.